Das Herz-zerreissende Schluchzen Ihres Kindes liegt Ihnen noch immer in den Ohren und dass es sich dabei krampfhaft ans Bein geklammert hat, hat den Abschied nicht leichter gemacht. Nicht immer zeigen sich Trennungsängste so dramatisch – einfach ist Trennungsschmerz aber in keinem Fall für die Eltern. Verständlicherweise. Denn schliesslich möchte jede/r seinem Kind das Gefühl geben, es nicht im Stich zu lassen.
Womit wir auch schon bei dem Wichtigsten wären, um Ihrem Kind seine Trennungsangst zu nehmen:
Für Ihr Kind sind Sie als Eltern fester Bezugspunkt und der Mittelpunkt der Welt, in der sich für das Kind alles rasend schnell verändert … ständig entwickelt es neue Fähigkeiten, macht neue Erfahrungen und probiert sich aus. In all dieser ungewissen Welt braucht es einen sicheren Hafen, in den es nach seinen Abenteuern und Entdeckungstouren zurückkehren kann – nämlich seine Eltern! Kein Wunder also, dass es zu Trennungsängsten kommen kann, wenn das Kind für eine Zeitlang von Ihnen getrennt ist. Nichtsdestotrotz kann es lernen, damit umzugehen. Geben Sie Ihrem Kind auf jeden Fall das Gefühl, dass es auf Ihre Rückkehr zählen kann – und vermeiden Sie Trennungen (wenn irgend möglich), wenn Ihr Kind sowieso physisch oder psychisch angeschlagen bzw. belastet ist, wie beispielsweise durch Krankheit oder Familienstreitigkeiten.
Wie geht es eigentlich Ihnen mit der Trennung? Haben Sie selber das Gefühl, Ihr Kind damit im Stich zu lassen – oder Bedenken, dass es womöglich nicht gut genug betreut wird? Diese Zweifel wird das Kind spüren und noch verunsicherter sein. In dem Fall sollten Sie sich fragen, was Sie brauchen, damit Sie Ihr Kind vertrauensvoll in andere Hände geben können.
Kinder sind durch die Entwicklung neuer Fähigkeiten per se ständig mit neuen Situationen und Herausforderungen konfrontiert. Daher hilft es Ihnen, wenn sie sich auf neue (planbare) Situationen einstellen können. Hilfreich ist es also, wenn Sie den Abschied rechtzeitig, sachlich und kindgerecht ankündigen und erwähnen, was es in der Zeit ohne Sie erwartet (z.B. „Mami/Papi geht nach dem Mittagessen zum Arzt und in der Zeit kommt unsere Babysitterin Sandra zum Spielen mit dir“). Oft hilft es auch, wenn das Kind selber entscheiden kann, was es dann mit dem Babysitter machen möchte und sich darauf einstellen kann. Zudem können Sie Abschiedssituationen wunderbar mit entsprechenden Bilderbüchern besprechen oder beispielsweise mit Kuscheltieren oder Kasperlpuppen in Form einer Geschichte nachspielen. Wichtig ist dabei nur, dass sich am Ende alle gut wiedersehen.
Kinder sind Meister im Spürsinn. Und wenn sie eines nicht vertragen, dann ist es das Gefühl, umgangen zu werden. Also bitte auf KEINEN Fall einfach ohne ein Wort des Abschieds davonschleichen. Das macht es in den meisten Fällen nur schlimmer, da das Kind dann definitiv das Gefühl bekommt, im Stich gelassen zu werden. Stattdessen sollten Sie sich einfach liebevoll, aber auch kurz verabschieden. Lange Abschiedszeremonien erleichtern beiden die Trennung nicht. Hilfreich ist ausserdem, wenn die Kinderbetreuung (ob Oma/Opa, Nanny, Babysitter oder Tagesmami) das Kind sofort nach dem Abschied mit etwas ablenkt – sei es mit einer spannenden Geschichte, einer gemeinsamen Bastelei oder sonst einer Aktivität, welche das Kind besonders gern macht. Am besten besprechen Sie das bereits im Voraus mit der Kinderbetreuung.
Hat Ihr Kind ein wichtiges Kuscheltier oder ein Nuschi, das auf keinen Fall fehlen darf? Dann nutzen Sie das als Helferchen, um Ihrem Kind zu vermitteln, dass es Unterstützung an seiner Seite hat. Oder lassen Sie ihm ein Kleidungsstück mit Ihrem Geruch oder irgendeinen anderen Gegenstand mit Bezug zu Ihnen da – mit dem Hinweis, dass Sie so bei ihm sind.
Essentiell ist, dass Sie zu dem Zeitpunkt wieder zurück sind, den Sie beim Abschied angekündigt haben, damit beim Kind nicht das Gefühl aufkommen kann „Mami/Papi holt mich nicht mehr ab bzw. kommt nicht mehr“. Damit Ihr Kind eine Vorstellung davon hat, wann es wieder abgeholt wird, können Sie entweder kindgerechte Angaben („nach dem Zvieri, nachdem ihr vom Spielplatz zurückkommt, …“) machen oder aber mithilfe einer Spiel-Zeiger-Uhr die Uhrzeit des Abholens nachstellen.
Jedes Kind entwickelt sich in seinem eigenen Tempo. Und so fällt es manchen Kindern auch leichter mit dem Abschiednehmen als anderen. Insofern ist es wichtig, dass Sie auf das Schritttempo Ihres Kindes Rücksicht nehmen… nach und nach können Sie dann das Tempo steigern. Wenn Ihr Kind sehr Mühe mit dem Abschiednehmen hat, so versuchen Sie gerade am Anfang die Fremdbetreuungszeiten in überschaubaren Rahmen für Ihr Kind zu halten, damit es sich langsam an diese Situation gewöhnen kann. Die Zeitspannen, die Sie weg sind, können Sie dann schrittweise erhöhen, so dass sich Ihr Kind langsam daran gewöhnen kann, ohne Sie Zeit zu verbringen. Wenn Ihr Kind zunächst nicht allein mit dem/der BabysitterIn bleiben möchte, so können Sie ausserdem als Kompromiss vorschlagen, dass Sie noch gemeinsam eine Geschichte lesen und erst dann gehen.
Schritt für Schritt können Sie Ihr Kind somit auf dem Weg zur Unabhängigkeit begleiten und Trennungsängste mindern, indem Sie ihm das Gefühl vermitteln, dass Sie – trotz Zeiten der physischen Abwesenheit – der „sichere Hafen“ für Ihr Kind sind.