Liebe Eltern
Sie sind sich nun sicher: Sie haben die richtige Nanny für die Betreuung Ihres Kindes gefunden. Sie hat gute Referenzen, scheint liebevoll und Ihr Kind hat beim gemeinsamen Treffen gut auf die Nanny reagiert. Ihre Zeit ist bemessen und es gibt noch vieles zu erledigen. Zudem sind ja auch noch all die administrativen Angelegenheiten für die Anstellung zu bewerkstelligen. Ihre Nanny hat Erfahrung und kennt sich auch mit Haushaltsarbeiten bestens aus. Wozu noch Zeit reservieren für eine Eingewöhnung?
Haben Sie schon einmal eine Stelle angefangen ohne Einführungsphase? Das ist nicht einfach. Hier geht es aber um viel mehr: Die Betreuung Ihres Kindes. Es genügt nicht, dass die Nanny ihre Aufgabe kennt. Sie übernimmt die Verantwortung für Ihr Kind während einer gewissen Zeit. Was braucht das Kind, damit es sich bei der Nanny wohlfühlt? Was braucht die Nanny, damit Sie diese Verantwortung übernehmen kann? Und, was brauchen Sie?
( Ein Gastbeitrag von Szasa Schaefer, NannyVerein Schweiz )
Damit ein Kind ein Urvertrauen entwickeln kann, braucht es feste Bezugspersonen, die einfühlsam und fürsorglich mit ihm umgehen. Erste und wichtigste Bezugspersonen sind meist die Eltern. Ein Kind kann auch zu weiteren Personen eine vertrauensvolle Beziehung entwickeln. Regelmässige und zuverlässige Besuche helfen dem Kind dabei. Eine abrupte Trennung von den Eltern kann aber Verlustängste auslösen. Darum braucht es eine sorgfältig durchgeführte Eingewöhnung.
Ihre Nanny bringt gute Referenzen mit und hat schon mehrere Jahre Erfahrung in unterschiedlichen Familien. Das ist ein guter Anfang. Doch jede Familie ist wieder anders. Wie ist Ihr Tagesablauf, was sind Ihre Essgewohnheiten, wie sprechen Sie mit Ihrem Kind? Was kann Ihr Kind schon oder was beschäftigt es gerade? Die Nanny muss die Signale des Kindes wahrnehmen und auf diese angemessen reagieren. Ebenso soll sie auf die Anliegen der Eltern einfühlsam eingehen können. Während der Eingewöhnungsphase wird die Nanny also einerseits möglichst viel über Ihre Gewohnheiten mit den Kindern in Erfahrung bringen, andererseits wird sie in den ersten Tagen den Umgang zwischen Ihnen und Ihrem Kind beobachten.
Sind sie wirklich überzeugt, dass die Nanny Ihr Kind liebevoll im Griff hat? Setzt sie die Grenzen an den gleichen Stellen, wie Sie das auch tun würden? Deutet sie das Weinen oder Bocken ihres Kindes richtig? Fördert sie das Kind in Ihrem Sinne? Können Sie unbeschwert zur Arbeit gehen, weil Sie ihr Kind in der besten Obhut wissen? Ist es vielleicht die erste Trennung von Ihrem Kind? Während der Eingewöhnung haben Sie die Gelegenheit, Ihrer Nanny aufzuzeigen, was Ihnen im Umgang mit dem Kind wichtig ist.
Eine sorgfältig geplante und bewusst gestaltete Eingewöhnungszeit ermöglicht dem Kind, sich schrittweise an die neue Situation zu gewöhnen und sich mit der neuen Bezugsperson auseinanderzusetzen. Das Kind lernt, sich damit zurechtzufinden. Dazu braucht es genügend Zeit. Im Schnitt sind etwa zwei bis drei Wochen unmittelbar vor ,,Stellenantritt" nötig für die Eingewöhnung. Sprechen Sie unbedingt mit dem Kind über die bevorstehende Veränderung.
Ideal für die Grundphase der Eingewöhnung sind vier aufeinanderfolgende Tage, während denen die Nanny die Familie besucht (mind. aber 2x). Sie bleibt während ein bis zwei Stunden in Anwesenheit der Eltern mit dem Kind zusammen. Machen Sie in dieser Phase keine Trennungsversuche. Das heisst beispielsweise, wenn die Mutter den Raum verlässt, sollte sie ihr Kind mitnehmen. Die Nanny wird diese ersten Besuche dazu nutzen, Ihren Erziehungsstil sowie die Art des Umgangs zu beobachten: Wie leben Sie den Alltag mit Ihrem Kind? Wie sprechen Sie mit dem Kind? Welche Rituale haben Sie und Ihr Kind?
Darum gilt:
Dies sind die wichtigsten Voraussetzungen, damit Ihr Kind die Möglichkeit hat, sich langsam an die neue Situation zu gewöhnen und sich auf die Nanny als Bezugsperson einlassen zu können.
In dieser Zeit sollte Ihre Nanny auch Ihr Zuhause und Ihre Essgewohnheiten kennenlernen. Zudem wird die Nanny beim Wickeln, Essen oder Schlafenlegen des Kindes mehr und mehr einbezogen werden.
Die Nanny übernimmt die Aufgabe. Sie treten immer mehr in den Hintergrund. Jetzt können Sie für längere Zeiten aus dem Haus gehen. Bleiben Sie aber für die Nanny telefonisch erreichbar, sodass Sie, sollte es nötig sein, rasch wieder bei Ihrem Kind sind. Gestalten Sie die Verabschiedung vom Kind bewusst und so kurz wie nötig.
Bitte beachten Sie, dass die Eingewöhnungszeit als Arbeitszeit gilt. Die Nanny beschäftigt sich während dieser Zeit sehr intensiv mit dem Kind und Ihrer Familie. Oft muss sie andere Verpflichtungen hintenanstellen, um genügend Zeit für die Eingewöhnung freizuhaben. Daher ist ein Stundenlohn - entsprechend dem Vertrag - angepasst.